Fahrbericht : Porsche Cayenne Coupé S kommt schräg und scharf daher
Stuttgart Braucht es derart mächtige SUV mit überbordender Leistung? Im Prinzip ist die Frage mit einem klaren Nein zu beantworten. Doch der Blick auf den globalen Markt zeigt, dass sich viele Kunden gerade für diese Autos entscheiden.
Nicht zuletzt der Porsche Cayenne Coupe S (440 PS) ist dafür ein bemerkenswertes Beispiel. Die SUV-Baureihe macht einen Großteil der Verkäufe des Stuttgarter Herstellers aus. Vor allem, seit es die Coupé-Variante gibt. Im Hinblick darauf stellt sich allerdings gleich eine weiter Frage: Weshalb nicht gleich so? Warum wurde nicht von Anfang an auf dieses Design gesetzt? Denn sportlicher kann ein SUV kaum gezeichnet sein.
Für das Coupé wurden lediglich Vorderwagen und Türen im unteren Bereich vom Ursprungs-SUV übernommen. Die A-Säule hingegen verläuft deutlich schräger. Dementsprechend flacher gestellt ist die Frontscheibe. Zur Folge hat das, dass die Dachkante um zwei Zentimeter tiefer ansetzt. Von der B-Säule an fällt die Dachlinie drastisch ab. Mit muskulös herausgearbeiteten Schultern über den hinteren Radhäusern gewinnt das Coupé optisch weiter an Kraft.
Der hintere Teil des Wagens unterscheidet sich komplett vom konventionellen Cayenne. So wurde eine neue Heckklappe mit besonders flach eingesetzter Scheibe entwickelt. Während das Nummernschild sonst in die Heckklappe integriert ist, sitzt es beim Coupé im Stoßfänger. Außer einem feststehenden Dachspoiler, der in erster Linie wohl aus Designgründen dort angesiedelt ist, gibt es einen adaptiv ausfahrenden Heckspoiler mit schwarzer Spoilerlippe.
Soweit zur sportlichen Optik, die sich allerdings nur unwesentlich auf das Platzangebot im Innenraum auswirkt. Vorne bleibt dabei ohnehin alles so, wie im Cayenne. Allerdings werden im Coupé serienmäßig neue, achtfach verstellbare Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und bestem Seitenhalt verbaut. Im Fond werden lediglich zwei Sitzen angeboten.
Eingebüßt hat das Volumen des Ladeabteils. Zwar lassen sich die hinteren Lehnen in der Neigung zehnfach verstellen und bei Bedarf im Verhältnis 40:20:40 vorklappen. Dann wächst der Stauraum von 625 auf bis zu 1540 Liter, statt 770 bis 1710 Litern im Cayenne.
Dafür aber trumpft das Coupé gleich mit einer ganzen Palette von Annehmlichkeiten in Serie auf. Da ist zum einen das mehr als zwei Quadratmeter große Panorama-Festglasdach. Zur Coupé-Ausstattung zählen zudem das Sport-Chrono-Paket, 20-Zoll-Alu-Räder, ein Park Assistent inklusive Rückfahrkamera, die elektronische Dämpferverstellung (PASM).
Wenn es um das Fahren geht, dann hält das stets über beide Achsen angetriebene Cayenne Coupé alles das, was von einem Porsche erwartet wird. Trotz des stattlichen Gewichts wieselt der Wagen überaus agil um die Ecken, lässt sich präzise steuern und liegt bei hohem Tempo satt auf der Straße. Wer sich für die aktive Wankstabilisierung (3190 Euro) und Hinterachslenkung (rund 2000 Euro) entscheidet, der kann auf der kurvenreiche Strecke nochmals einen Deut sportlicher unterwegs sein. Darüber hinaus macht sich die Hinterachslenkung in der Stadt positiv bemerkbar, da sich der Wendekreis des Cayenne damit verkleinert und die Handlichkeit vor allem beim Ein- und Ausparken mit dem mächtigen Fahrzeug besser wird.
Sportliche Fortbewegung garantiert der aufgeladene Dreiliter-V6-Benziner in der S-Version. 550 Newtonmeter liegen zwischen 1800 und 5500 Umdrehungen pro Minute an. Zudem weist das Datenblatt fünf Sekunden für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 und in der Spitze 263 Kilometer pro Stunde (km/h) aus. Die Achtgang-Automatik ist dazu bestens abgestimmt, wechselt extrem schnell und präzise die Fahrstufen. Wird die volle Kraft der Maschine allerdings häufig genutzt, macht sich das im Verbrauch heftig bemerkbar. Etwas mehr als 18 Liter verleibt sich der Dreiliter-Turbo dann ein. Doch schon bei ein wenig Zurückhaltung beim Einsatz des Gasfußes muss deutlich weniger Benzin durch die Leitungen fließen. Im Durchschnitt zeigte der Bordcomputer knapp 13 Liter. Der Normverbrauch wird mit 9,4 Liter angegeben.
Zu akzeptieren ist zudem der Preis, der für den Cayenne Coupé S zunächst minimal unter der 100.00-Euro-Grenze bleibt, mit ein paar Extras wie beispielsweise Lackfarbe Kreide (2300 Euro), Keramik-Bremse (8700 Euro) oder auch Sportabgasanlage (2700 Euro) aber schnell auf 120.000 oder auch deutlich mehr Euro klettert. Erfahrungsgemäß schrecken solche Summen die angesprochene Klientel aber ebenso wenig wie die Diskussionen um Sinn und Zweck von großen und starken SUV.
August 19, 2020 at 04:12PM
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