Die Renn-Porsches reisen im Speziallaster zur Rennstrecke
Für die Rennen werden die drei Autos in einen Spezial-Laster geladen. Da ist auch noch eine kleine Werkstatt drin. Wer sich das so anschaut, kann schon nachvollziehen, dass so etwas Spaß macht. Aber eines ist auch klar: Billig ist dieses Hobby nicht.
"Das sind schon eher Unternehmenschefs", sagen die Wendland-Brüder über ihre Kunden. Aber keine, die ein Luxuswochenende mit etwas Autokurverei wollen. Eher anspruchsvolle Leute, die Ehrgeiz haben, Spaß am harten Wettkampf und an Disziplin. Die körperlich fit sein müssen. Ein Renn-Porsche hat nur Ausstattung drin, die schnell macht. Also keine Klimaanlage. Das heißt: 50 Grad Celsius im Innenraum. Dazu trägt man Helm, feuerfeste Ganzkörperanzüge, sogar die Unterhose ist feuerfest. Eine weiche Federung? Gibt es hier nicht. Also schüttelt es wie im Go-Cart. Bei 1000 Kilometer Strecke pro Rennwochenende muss man das alles erst mal körperlich aushalten.
Auch deshalb ist der Hechinger Physiotherapeut Peter Schüssler bei den Rennen dabei. Rennwagenfahren geht ins Kreuz. Kurven, bremsen, Gas geben – das zerrt am Halsgelenk. Verklemmtes, Verkrampftes und Gezerrtes wieder gängig machen, da hat der Physio ganz schön was zu tun.
Aber im Mittelpunkt der Rennwochenenden stehen die Autos. Die Wendlands fangen immer dienstags an zu packen. Dann Transport. Freitags ist Testfahren auf der Rennstrecke, dann zwei Tage Wettbewerbe. Die Rennporsches sind mit Elektronik vollgestopft. Bremse, Gas, Informationen über Motor, Geschwindigkeit, Schaltvorgänge – alles ist im Computer aufgezeichnet und wird permanent analysiert, das Fahrzeug optimal austariert. Und mit den Fahrern wird detailliert besprochen, wo sie eventuell noch eine Zehntelsekunde rausholen könnten. Dabei stehen die Piloten eigentlich sowieso nur entweder voll auf dem Gas oder auf der Bremse.
Hinter dem Lenkrad muss man vom Alltag komplett abschalten
Warum macht man so etwas? "Ehrgeiz spielt schon eine Rolle, sagt Karl-Heinz Wendland". Und vom Büro abschalten kann man wohl nirgends besser als hinter dem Lenkrad eines Rennwagens. Wer da an etwas anderes denkt als die nächste Kurve, hat schnell ein Problem. Und vor allem sind die anderen dann schneller.
Den Porsche-Cup gewinnen, das kann natürlich immer nur einer, aber die Teilnehmergruppe kennt sich bestens. Einem Kumpel, idealerweise aus einem anderen Rennstall, mal knapp einen Platz abzunehmen, das macht den Teilnehmern hier einen Riesenspaß. Abends sitzt man einträchtig beisammen, palavert über das Rennen. Die ideale Situation, um kleine Triumphe auszukosten. Oder sich über Niederlagen hinweg trösten zu lassen.
Ein Spaß sind solche Rennwochenenden auch für das Wendland-Rennteam. Allerdings ein anstrengender Spaß. Das Team besteht aus etwa zehn Autospezialisten. Reifenwechsel, Schnellbetankung – was man von Fernsehbildern in der Formel-1 kennt, findet auch hier in den Boxen statt. Und bis in die Nacht hinein wird dann an den Autos geschraubt, vor allem, wenn jemand einen kleinen Unfall hatte. Ihr Anspruch: Auch größere Problemchen schnell in den Griff kriegen. Ihre Kunden wollen am nächsten Tag schließlich wieder auf die Strecke.
Und dabei ist das Ganze für sie eigentlich auch nur eine Nebenbeschäftigung. Ihr eigentlicher Beruf ist Prototypenbau für die Autoindustrie. Sie kriegen Motoren, die in der Entwicklung sind, dürfen sich Verbesserungen ausdenken, Veränderungen ausprobieren, Testläufe machen. Hoch geschätzte Spezialisten, die mit Entwicklungsabteilungen von großen Autofirmen zusammenarbeiten.
Sie haben einen eigenen Motoren-Prüfstand in ihrer Werkstatt, inklusive Panzerglasscheiben-Abtrennung zu ihrem Beobachtungsstand, "denn manchmal explodiert da schon was", erzählen sie. Ein wenig Nervenkitzel muss schon sein, auch bei der Arbeit abseits der Rennstrecken.
July 24, 2020 at 07:50PM
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Rangendingen: Porsche-Rennpiloten auf Touren bringen - Rangendingen - Schwarzwälder Bote
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